Krawatte im Beruf: Ist das eigentlich noch zeitgemäß?

von Stefan Hofer

Ist die Krawatte im Beruf eigentlich noch zeitgemäß? Ein Novum ist ein Outfit ohne das modische Accessoire im Beruf schon längst nicht mehr. Denn inzwischen verzichten immer mehr Männer auf den Schlips um den Hals.

Vorgemacht haben es bereits Jeff Bezos, seines Zeichens Amazon-Chef, oder Ex-Daimler-Boss Dieter Zetsche. Als Fan der „kroatischen Art“,  wie der Langbinder aus dem Französischen „à la cravate“ übersetzt wird, gelten beide nicht unbedingt. Sie haben deshalb des Öfteren auf die Krawatte im Beruf verzichtet. Der Bezug zu Kroatien kann aus dem Geburtsjahr der Krawatte hergeleitet werden, das auf 1663 beziffert wird. Bei einer Truppenparade in Frankreich war auch ein kroatisches Reiterregiment aufmarschiert, das am Kragen ein Stück Stoff getragen haben soll. Ein Kleidungsstück, das den modebewussten König Ludwig XIV so sehr imponierte, sodass dieser die vor allem im Adel beliebte Cravate übernahm.

Krawatte im Beruf: Kulturwandel im Talente-Kampf?

Heute, rund 400 Jahre später, tragen Männer noch immer das modische Accessoire. Die Krawatte kommt vor allem im Berufsleben zum Einsatz. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen bestrebt, viele der alteingesessenen Gepflogenheiten zu verabschieden, um beim Kampf um die jungen Talente auf dem Arbeitsmarkt die Oberhand zu behalten. So geht das Bestreben vieler Unternehmen hin zum Cultural Fit. Die Bewerber sollen sich mit der Unternehmenskultur identifizieren können. Und somit auch mit der Kleidung im Betrieb.

Entsprechend reagieren auch die Firmen im „wars of talent“ auf den Kulturwandel. Während Banken und Versicherungen eigentlich als Paradebeispiel des Business-Looks gelten, lockern sich selbst dort vereinzelt die Dresscode-Richtlinien. „Krawatte war gestern. Ihre Naspa ist jung, frisch und modern“, schrieb die Nassauische Sparkasse Finanz Center Frankfurt (Naspa) im Mai 2019 auf Facebook. Die Bank sorgte im vergangenen Jahr mit der Abschaffung der Krawattenpflicht für Mitarbeiter für Aufsehen.

Gerade in vielen jungen Unternehmen ist der Business-Casual-Look (ohne Krawatte) präsent. Start-Ups oder New-Work-Unternehmen haben moderne Unternehmenskulturen, die über die strengen Kleidervorschriften hinweg sehen. Hier hat oftmals die Krawatte im Beruf ausgedient. In vielen namhaften Medien, wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder dem Focus, mutmaßt man sogar schon vom Aussterben des Kleidungsstückes in den kommenden Jahren.

Vorstellungsgespräch: Wann Sie eine Krawatte im Beruf tragen müssen!

Gerade im Vorstellungsgespräch stellt sich die Frage nach dem Dresscode. Was sollen Sie als Bewerber also tun, wenn aus der Stellenanzeige nicht zu entnehmen ist, welche Kleidungskultur das Unternehmen pflegt? Schließlich wollen Sie weder zu schick, noch zu legere gekleidet sein. Ob Sie nun eine Krawatte tragen müssen, können Sie erfahren, indem Sie sich gut vorbereiten:

  • Die Website prüfen: Gibt es dort Mitarbeiterfotos? Tragen diese dort vermehrt eine Krawatte?
  • Business-Netzwerke prüfen: Präsentieren sich Mitarbeiter des Unternehmens auf Xing oder LinkedIn mit Krawatte?
  • Social-Media: Wie kleiden sich die Mitarbeiter vor der Kamera, bei Interviews oder Veranstaltungen?

Sie sollten dabei stets beachten, zu welchen Anlässen die dortigen Bilder gemacht worden sind. Zudem könnte auch der Zeitpunkt eine Rolle spielen. Möglicherweise war es vor fünf Jahren noch Gang und Gäbe im Unternehmen einen Anzug mit Krawatte zu tragen. Durch den neuen Firmen-Boss hat sich die Kleidungskultur aber vielleicht gelockert. Zudem sollten Sie auch stets die Hierarchie der Mitarbeiter beachten. Dass ein CEO eine Krawatte trägt, ist sehr wahrscheinlich. Doch achten Sie speziell auf Mitarbeiter aus Ihrer angestrebten Abteilung oder Position.

Krawatte im Beruf: Ist sie sogar schädlich?

Nicht nur aus Recruiting-Perspektive sollten Unternehmen Ihre Kleiderordnung überdenken. Wie Forscher der Universitätsklinikum Schleswig-Holstein herausgefunden haben, verringert das dauerhafte Tragen der Krawatte im Beruf die Denkfähigkeit und Kreativität. Das liegt daran, dass durch das Tragen des Schlips die Blutgefäße gequetscht werden und so weniger Blut ins Gehirn fließen kann. Laut den Forschern sind das um bis zu 7,5 Prozent weniger, wodurch die Arbeitsleistung im Gehirn verlangsamt wird.

Doch das sind nicht die ersten negativen Erkenntnisse, die im Zusammenhang mit dem Tragen einer Krawatte im Beruf zum Vorschein kommen. Bei Krawattenträgern wurde in einer anderen Studie ein höherer Augeninnendruck gemessen, als bei Forschungsteilnehmern ohne das modische Accessoire. Auch weitere Augenprobleme könnte das wiederum zur Folge haben. Aus der Psychologie hingegen gibt es jedoch auch einen positiven Effekt. Eine Studie aus den USA belegt, dass Anzug- und Krawattenträger selbstbewusster sind als in Alltagskleidung.

Bewerbungsfoto mit Krawatte? Das sollten Sie tun

Gerade da die Kleiderkultur von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sind, empfiehlt sich auch beim Machen des Bewerbungsfotos auf Vielfalt zu setzen. Schießen Sie Ihre Bewerbungsfotos in verschiedenen Outfits. Mal im Hemd, mal im Sakko mit Hemd und zu guter Letzt auch mit Sakko, Hemd und Krawatte. So haben Sie für alle potenziellen Stellen und Unternehmen das passende Foto parat.

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Tags

Dresscode, Kleidung beim Vorstellungsgespräch, Krawatte, Outfit, Vorstellungsgespräch

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