Das perfekte Bewerbungsfoto selbst machen: Interview mit Charlotte Bauer

von Lena Stief

Zwischen 25 bis 100 Euro – So viel Geld muss man bei Fotografen für ein „einfaches“ Bewerbungsfoto hinlegen. Und auch wenn sie längst keine Pflicht mehr sind, erwecken Bewerbungsfotos bei Unternehmen in Deutschland noch immer einen guten Eindruck. Ist der Gang in ein professionelles Fotostudio also immer noch ein Muss – oder können Bewerber dank Selfie-Kamera Aufwand und Kosten sparen? Wir haben mit unserer Fotografie-Expertin Charlotte Bauer gesprochen. Sie verrät, wie das perfekte Bewerbungsfoto im Do-it-yourself-Verfahren gelingen kann.

Hallo, mein Name ist Charlotte Bauer. Ich bin seit Anfang 2021 bei Neumüller als Designgrafikerin angestellt. Dieses Jahr habe ich meinen Bachelor im Studiengang Multimedia und Kommunikation abgeschlossen. Fotografie war während meines Studium eine meiner Lieblingsaufgaben. Das Thema Bewerbungsfoto kam dabei nicht zu kurz. In diesem Artikel habe ich Ihnen einige Tipps gegeben, wie sie dabei einen teuren Gang zum Fotografen verhindern können.

Frau Bauer, ist es überhaupt möglich ein Bewerbungsfoto ohne Hilfe von sich selbst zu erstellen? Oder brauche ich auf jeden Fall eine helfende Hand?

Charlotte Bauer:  Es kommt immer darauf an, welche Materialien zur Verfügung stehen. Haben Sie eine Kamera und ein Stativ, können Sie ohne Probleme allein fotografieren. Ist kein Stativ vorhanden, aber eine Kamera mit Selbstauslöser, können Sie auch mit Stuhl und Büchern improvisieren.

Im Fall der Fälle reicht sogar ein modernes Smartphone. Dann müssen Sie jedoch die Innenkamera nutzen, was oft mit Qualitätseinbußen einhergeht. Ich würde also sagen, dass Assistenz nicht nötig, aber nie verkehrt ist.

Und was muss ich bei einem Selbstauslöser beachten?

Bauer: Wichtig ist natürlich, dass Sie sich informieren, ob die Kamera oder das Handy überhaupt einen Selbstauslöser haben. Ohne diesen ist ein Assistent unumgänglich.

Außerdem gibt es verschiedene Selbstauslöser-Apps. Dabei ist das Smartphone über WLAN oder Bluetooth mit der Kamera verbunden. So können Sie das Bild nicht nur nach Belieben auslösen, sondern auch die Kameraeinstellungen prüfen.

Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, dass Sie das Handy oder die Kamera an einem Ort platzieren, an dem Sie rechtzeitig den Selbstauslöser aktivieren können.

Bewerbungsfoto selbst erstellen: Welche Geräte kommen in Frage?

Gibt es weitere Faktoren oder Einstellungen, auf die ich achten sollte?

Bauer:  Auf jedem Handy gibt es verschiedene Einstellungen, die jeder bei sich prüfen sollte. Ich persönlich besitze zum Beispiel ein Huawei P30 Lite. In diesem Modell ist ein so genannter „Profimodus“ integriert, mit dem ich Blende, Iso und Belichtungszeit einstellen kann.

Ein Mann hält eine teure Kamera und stellt diese richtig ein.

Es muss nicht immer eine teure Kamera sein. Auch Ihr Smartphone kann ausreichen.

Wie sieht es mit klassischen Kameras aus? Brauche ich eine Profikamera oder reicht etwas einfacheres?

Bauer Mit neueren Geräten lassen sich natürlich oft schönere Fotos erstellen. Es reichen aber auch normale Digitalkameras, damit Sie Ihr Bewerbungsfoto selbst machen können. Unbedingt beachten sollten Sie technische Aspekte wie Belichtungszeit, Blende und Iso. Objektive spielen ebenfalls eine große Rolle: so gibt es bestimmte Objektive, die speziell für Portraits geeignet sind.

Viele Handys sind mit einem Portraitmodus ausgestattet. Gibt es so etwas auch bei Kameras?

Bauer: Ja, auch viele Kameras besitzen einen solchen Modus. Diesen können Sie entweder selbst justieren oder auf die Einstellung „Automatisch“ stellen. In diesem Fall sind zum Beispiel Lichtverhältnisse bereits vorab für Sie festgelegt.

Äußere Faktoren, die die Qualität des Bewerbungsfotos beeinflussen

Damit sprechen Sie bereits einen wichtigen Faktor an – Das Licht spielt bei Fotos eine große Rolle. Welche Tipps können Sie uns hier geben?

Bauer: Achten Sie unbedingt darauf, dass direktes Licht auf Ihr Gesicht fällt. Befindet sich die Beleuchtung hinter Ihnen, liegt Ihr Gesicht sonst im Schatten. Am besten ist natürliches Licht. Andere künstliche Lichtquellen wie Lampen werfen oftmals Schatten.

Für den optimalen natürlichen Lichteinfall können Sie auch ins Freie gehen. Ich rate in diesem Fall das Foto am frühen Vor- oder späten Nachmittag zu schießen. Zur Mittagszeit befindet sich die Sonne am höchsten Punkt, was oft unangenehm ist, da Sie dann gegen die Lichtquelle anblinzeln müssen.

Gibt es einen Hintergrund, der sich besonders gut für Bewerbungsfotos eignet?

Bauer: Da kommt es vor allem auf Ihren Beruf an. Bewerben Sie sich zum Beispiel im Ingenieurswesen, dann ist es ratsam, wenn Ihr Hintergrund seriös wirkt. Das bedeutet er sollte neutral sein, ohne auffällige Gegenstände oder ähnliches. Eine weiße Wand ist dafür ideal.

Bewerbungsfoto eines Mannes mit rotem Poloshirt vor neutralem weißen Hintergrund.

Für Bewerbungen als IngenieurIn eignen sich vor allem neutrale Hintergründe.

Entscheiden Sie sich für ein Bild im Freien, eignet sich eine schlichte Mauer. Grün schadet Ihrem Foto auch nicht, wenn Sie sich zum Beispiel in einem Park befinden. Sie sollten sich farblich allerdings stets vom Hintergrund abheben.

Richtig präsentieren auf dem Bewerbungsfoto

Muss es immer stehend vor der Kamera sein? Oder kann auch mit Körperpositionen experimentiert werden?

Bauer: Sitzpositionen mit Stuhl oder ein Hocker kommen eigentlich immer gut an. Setzen Sie sich gerade hin und richten Sie den Oberkörper auf. Drehen Sie sich beispielsweise leicht ein, beugen Sie sich etwas nach vorne und legen die Hände auf die Oberschenkel.

Wie viel sollte von der Person auf dem Foto zu sehen sein?

Bauer: Hier spielen Faktoren, wie Körperposition und Job eine Rolle. Wenn Sie sich für eine Sitzposition entscheiden, können Sie das Foto zum Beispiel nur auf Ihr Gesicht ausrichten.

Eine schöne stehende Pose ist, wenn Sie die Arme verschränken, lächeln und sich bis zur Hüfte fotografieren. Lächeln Sie aber nicht starr in die Kamera, sondern entspannt. Solche Posen sind ideal für seriöse Berufe.

Bei künstlerischen Jobs ist es Geschmackssache, ob das Bild ernst oder doch etwas freier sein soll.

Diese Stehpose ist geeignet für Ihr Bewerbungsfoto.

Wirkt sich die Berufsgruppe auch auf die Kleiderwahl aus?

Bauer: Wenn Sie sich für eine Business-Stelle bewerben, sollten Sie Bluse oder Anzug tragen. In kreativen Jobs haben Sie etwas mehr Spielraum, wenn Sie Ihr Bewerbungsfoto selbst machen.

Dem Bewerbungsfoto den letzten Schliff verleihen

Welches Fotoformat empfehlen Sie?

Bauer: Das kommt auf das Layout Ihrer Bewerbung an. Bilder in Hochformat sind bei Bewerbungen üblicherweise Standard. Besitzt Ihr Lebenslauf oben aber beispielsweise eine Leiste, rate ich zum Querformat. Sollten Sie sich noch auf kein Layout festgelegt haben, schießen Sie das Foto vorerst in Hoch- und Querformat. Es ist nie verkehrt, mehrere Bilder und Formate zur Auswahl zu haben.

Wie sollte die Nachbearbeitung aussehen, wenn ich mit dem Bild noch nicht so hundertprozentig zufrieden ist?

Bauer: Hier gilt: Weniger ist mehr! Wenn Sie auf alle angesprochenen Punkte achten, ist keine große Nachbearbeitung nötig. Ausschlaggebend ist die Belichtung. Natürlich können Sie die Helligkeit auch im Nachhinein anpassen. Achten Sie allerdings darauf, dass das Licht auch dann noch natürlich wirkt. Pickel oder Kleinigkeiten lassen sich mit einfachen Tools dezent wegretuschieren. Falten oder Ähnliches direkt im Handy zu retuschieren, fällt meist aber besonders auf. Für solche Korrekturen eignen sich dann eher Programme wie unter anderem Photoshop, GIMP oder Affinity Photo.

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Tags

Bewerbung, Bewerbungstipps, Ingenieur

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