Arbeitslose Akademiker: Das können Arbeitnehmer tun

von Stefan Hofer

Der Besuch einer Universität oder Hochschule gilt oft als Garant für eine spätere berufliche Beschäftigung. Die Realität sieht in vielen Fällen jedoch anders aus. So sind im Jahr 2018 (aktuellste Zahlen) von der Bundesagentur für Arbeit 185.000 arbeitslose Akademiker gemeldet. Woran das liegt und was studierte Arbeitnehmer tun können – alle Informationen im Überblick.

Letzter Ausweg, Jobcenter? Gerade in der Studienlaufbahn müssen sich die angehenden Akademiker mit Vorurteilen auseinandersetzen. Während die Karrieren von Freunden und Verwandten, die einer betrieblichen Ausbildung nachgehen, als gesichert scheinen, steht hinter der Zukunft der angehenden Hochschulabsolventen oftmals ein großes Fragezeichen. Ist man nach 7 Semestern wirklich der „arbeitslose Akademiker“?

Eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit belegt, dass die Arbeitslosigkeit auch vor Trägern eines Diplom-, Bachelor-, Master- oder gar Doktortitel nicht Halt macht. 185.000 Personen mit abgeschlossenem Studium sind im Jahr 2018 ohne Beruf gewesen. Doch diese Zahl gilt es differenzierter zu betrachten. Gerade im Hinblick auf die Wahl des Studienfachs.

Jeder fünfzigste Akademiker ist arbeitslos

Vergleicht man die Arbeitslosenentwicklung im Jahr 2018 mit dem Vorjahr, dann hat die Zahl der arbeitslosen Akademiker um rund 8.000 Personen (-4 Prozent) abgenommen. 2,2 Prozent der Akademiker in Deutschland sind demnach arbeitslos. Generell scheinen Studierte in Zeiten des Fachkräftemangels gefragt zu sein. Denn die Zahl der studierten Arbeitskräfte ohne Beschäftigung ist inzwischen das dritte Jahr in Folge gesunken.

Die Zunahme der Arbeitslosigkeit war vor allem in den Jahren 2012 bis 2014 zu verzeichnen. Dies war allerdings auch auf eine hohe Zahl an Absolventen zurückzuführen. Die Bundesagentur für Arbeit schreibt auch, dass die relative Arbeitslosigkeit, verglichen mit dem Jahr 2005, zurückgegangen sei.

Mann auf dem Sofa und auf arbeitssuche. Jeder füntzigste Akademiker ist arbeitslos.

MINT: Immer weniger arbeitslose Akademiker

Die Zahlen sind vor allem abhängig von der ausgebildeten Fachrichtung. Im Jahr 2018 waren vor allem Experten, die eine technische (1510 Personen), wirtschaftswissenschaftliche (1390 Personen) oder naturwissenschaftliche (1150 Personen) Tätigkeit anstreben“ als Faktoren des Aufschwungs auszumachen, schreibt die Arbeitsagentur im Bericht.

Profitieren von der Lage auf dem Arbeitsmarkt konnten auch die sonst eher weniger gesuchten geistes-, gesellschaftswissenschaftlichen und publizistischen Berufe (750 Personen) . Ebenso Fachleute in Bau und Architektur (410 Personen) und Informatik (360 Personen). Branchen, die 2018 mehr arbeitslose Akademiker zu verzeichnen haben sind in der Medizin und Pharmazie sowie bei Lehrkräften oder sozialen Berufen auszumachen. Doch was können betroffene Akademiker tun, die auf der Arbeitssuche sind?

Ohne Job trotz Studium: Das können Akademiker tun

1. Definieren Sie Ihre Jobanforderungen neu

Schuld an der Arbeitslosigkeit von Akademikern kann neben der Berufssparte auch die Region sein, in der schlichtweg keine passenden Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Überdenken Sie deshalb, ob ein Umzug für den Job daher Sinn machen könnte. Möglicherweise sind im weiteren Umkreis Unternehmen genau auf der Suche nach einem Arbeitnehmer, der über Ihre Fähigkeiten verfügt. Vielleicht scheuen Sie sich auch vor manchen Anforderungen im Beruf. Viele Ingenieure haben möglicherweise über Jahre hinweg in der Automobilbranche gearbeitet. Ihre Fähigkeiten können allerdings auch in anderen Bereichen gefragt sein, zum Beispiel bei Herstellern von Aufzügen oder Haushaltsgeräten. Verschließen Sie sich nicht vor diesen Herausforderungen.

2. Praktische Erfahrungen sammeln

Wie unser Bewerbungs-Experte Sebastian Haeunke bereits passend sagte: „Praxis first!“ Die deutschen Universitäten und Hochschulen bieten eine fundierte theoretische Ausbildung an. Die Vertiefung der erworbenen Kenntnisse in der Praxis kommt bei vielen Studierenden allerdings zu kurz. Manche Bildungseinrichtungen verpflichten Ihre Studenten zwar zu einem praktischen Semester. Diese Erfahrung reicht nach dem mehrjährigen Studium aber oftmals nicht, um sich gegen die stetig wachsende Zahl an neuen Akademikern durchsetzen zu können.

Wir empfehlen einem Studenten, der Berufszweig spielt hier keine Rolle, mindestens zwei fachbezogene Praktikas oder Tätigkeiten als Werkstudent vor der Bewerbung vorweisen zu können. Hierbei sollten die Erfahrungen aber sehr gut zu den Anforderungen des Unternehmens passen. Besser sind sonst gar drei oder vier praktische Berufserfahrungen. Bedenken sollten die Hochschul-Absolventen jedoch auch nicht zu viele Stellen in Ihrer Vita vorzuweisen. Sonst könnte das Unternehmen abgeschreckt sein, da der Bewerber somit einen ständigen Drang nach Veränderung oder fehlender Identifikation mit dem Unternehmen vermittelt.

Weiterbildung für Akademiker sind wichtig

3. Weiterbilden – die Berufe wandeln sich

Diese Empfehlung betrifft die Fachkräfte aus allen Altersgruppen, allem voran aber jene Akademiker, deren Studium bereits einige Zeit zurückliegt. Die beruflichen Anforderungen haben sich durch die Megatrends (z.B. Urbanisierung, Digitalisierung, etc.) unserer Zeit gewandelt. Das betrifft sämtliche Berufsgruppen. Wir sind bereits über die beruflichen Veränderungen für Ingenieure oder Informatiker in unserem Blog eingegangen.

Während vor allem junge Akademiker im Studium auf diese neuen Gegebenheiten im Berufsleben ausgebildet werden, müssen gestandene Professionals meist auch eigenverantwortlich versuchen, sich mit zukünftigen Entwicklungen vertraut zu machen. Fort- und Weiterbildungen können gerade für arbeitslose Akademiker ein Türöffner im Berufsleben sein.

4. Lücke im Lebenslauf sinnvoll überbrücken

Arbeitslose Akademiker sind, wie der Bericht der Arbeitsagentur zeigt, teils Monate und Jahre auf Jobsuche. Eine große Lücke im Lebenslauf wird von Arbeitgebern besonders kritisch begutachtet. Deshalb gilt es die arbeitsfreie Zeit clever zu überbrücken. Dies können arbeitslose Akademiker mit den bereits angesprochenen Weiterbildungen (einige werden auch von der Arbeitsagentur gefördert) tun. Alternativ können Sie auch zu Bildungsreisen (z.B. zur Erweiterung der Sprachkenntnisse) aufbrechen. Generell empfiehlt es sich praktische Erfahrungen zum sammeln, was nicht in einer Festanstellung sein muss. Auch geringfügige Beschäftigungen oder Praktika können Ihnen einen wichtigen Impuls oder gar Einstieg im Berufsleben bieten.

5. Arbeiten Sie sich nach oben

In vielen Fällen ist das Verständnis der Universitäts-Absolventen falsch. Ein Bachelor oder Master bedeutet im Umkehrschluss nicht automatisch eine Führungsposition im Unternehmen. Gerade im Berufseinstieg – oder Wiedereinstieg – gilt es sich als Arbeitnehmer erst einmal zu beweisen. So können viele Arbeitnehmer nach der Probezeit neue Ansprüche stellen, sofern der Arbeitgeber mit Ihnen zufrieden ist. Das betrifft vor allem die Aspekte Gehalt, Führungsverantwortung oder neue Aufgabenbereiche. Beginnen Sie als Teil des Teams, leiten Sie irgendwann Projekte, ehe Sie die Möglichkeit bekommen das gewünschte Berufsziel zu erreichen. Sie dürfen bei Ihren Jobangeboten nicht sofort erwarten, alle Wünsche erfüllt zu bekommen.

Tragen Sie sich ein und erhalten Sie Zugang zum

Kostenlosen WHITEPAPER:

Deckblatt vom Whitepaper - Das sind die 10 Phasen des Vorstellungsgesprächs

Tags

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Das könnte Sie auch interessieren


>